Wiesbaden: Bürovermietungsmarkt schwächelt

Bürovermietungsmarkt in Wiesbaden enttäuscht alle Marktteilnehmer. Hessens Landeshauptstadt hat 2012 den Aufwärtstrend der vorangegangenen drei Jahre in punkto Bürovermietungsumsatz nicht fortschreiben können und enttäuschte mit einem deutlich unterdurchschnittlichen Umsatzergebnis alle Marktteilnehmer. Der Flächenumsatz von ca. 54.000 m² lag deutlich unter dem Vorjahresergebnis: ein Minus von 35 % war zu notieren. Nicht erfreulicher fiel der Vergleich mit dem 5-Jahresdurchschnitt aus (2007-2011): der wurde um 30 % verfehlt. Und besonders schmerzlich: selbst die Aktivitäten im Krisenjahr 2008 blieben unerreicht (knapp 57.000 m²). „Die Enttäuschung ist bei allen Marktteilnehmern groß. Die Umsatzperspektiven Anfang 2012 waren gut. Die Prognosen gingen durch die Bank weg von einem Ergebnis auf Vorjahresniveau aus“, so Carlo Schöps, bei Jones Lang LaSalle Leiter der Bürovermietung Wiesbaden/Mainz.

Ein entscheidender Grund sei die Tatsache, dass einige Gesuche vor allem von Konzernen und internationalen Firmen mit immer längeren Entscheidungswegen versehen oder gänzlich „on hold“ gesetzt wurden – sei es aus unternehmensstrategischen Gründen oder weil kein Objekt den Vorstellungen zu 100 Prozent entsprechen konnte. „Ob 2013 anders verläuft vermag ich derzeit noch nicht zu prognostizieren“, so Schöps. „Auch 2012 hatten wir Anfang des Jahres ein stabiles Anfragenniveau, das eine oder andere neue Büroprojekt und solide Mietkonditionen, dann brachen aber potentielle Anmietungen in einer Größenordnung von insgesamt über 20.000 m² weg. Für einen so überschaubaren Markt wie Wiesbaden sind das natürlich keine Peanuts.“

Wenn Wiesbadens Büromarkt durch Großanmietungen jenseits der 5.000 m² punktet, wie etwa im Jahr 2007, als sie allein fast 60.000 m² ausmachten, ist das nicht die Regel. 2012 gab es nur zwei Neuanmietungen mit einer Flächengröße über 5.000 m². Sie machten lediglich rund 12.000 m² aus. Weitere sechs Mietverträge zwischen 1.000 m² und 4.000 m² kamen auf ein Volumen von insgesamt 13.000 m² – deutlich zu wenig im Vergleich zu anderen Jahren: Zwischen 2008 und 2011 wurden in dieser Größenklasse etwa durchschnittlich 25.000 m² mit im Schnitt 15 Abschlüssen realisiert.

Das kurzfristig verfügbare Angebot ist sowohl im Spitzen- als auch im durchschnittlichen Ausstattungssegment weiterhin knapp. Die Leerstandsquote für den Gesamtmarkt lag zu Beginn des neuen Jahres bei 6,5%, relativ konstant mit nur leichten Schwankungen seit Mitte 2011. Von den rund 152.000 m² kurzfristig verfügbarer Flächen haben dabei 20 % (entsprechend ca. 30.000 m²) eine hochwertige Qualität, 62 % eine durchschnittliche und 18 % einen veralteten Standard. Auch in 2013 ist angebotsseitig mit keiner deutlichen Entspannung zu rechnen. „Nur ein bis zwei Neubauprojekte mit hochwertigen Flächen könnten kommen, allerdings müssten Vorvermietungen realisiert sein, bevor mit dem Bauen losgelegt wird“, so Schöps.

Von einem Vermietermarkt kann in Wiesbaden dennoch nicht die Rede sein. Dafür spielen die allgemeinen wirtschaftlichen Unsicherheiten und das generelle immobile Marktumfeld in der hessischen Landeshauptstadt eine zu große, hemmende Rolle. Die Eigentümer werden wohlüberlegt agieren: Als professionelle Akteure werden sie versuchen, ihre Bestandsmieter mit attraktiven Angeboten an sich zu binden und gleichzeitig neue Mieter von ihren Flächen zu überzeugen“, so der Vermietungsexperte.

Die zunehmende Verknappung im hochqualitativen Flächensegment hatte bereits im Jahresverlauf 2011 zu einem Anstieg der Spitzenmiete in der Innenstadt auf 13,50 Euro/m²/Monat geführt. In den meisten Teilmärkten blieben 2012 die Mietpreisspannen stabil, lediglich im Teilmarkt Mainzer Straße zeigt die Spanne im oberen Bereich mittlerweile einen Anstieg auf 13,50 Euro/m²/Monat und damit auf dem Niveau des Spitzenmietpreises. Bei Vermietungen in hochwertigen Bestandsobjekten oder Neubauprojekten in den Teilmärkten Innenstadt und Mainzer Straße könnte 2013 die Spitzenmiete auf bis zu 14,00 Euro/m²/Monat zulegen.