Berlin: Putsch-Versuch im Adlon scheitert am Vertrauen der Anleger

(Von Werner Rohmert, Herausgeber „Der Immobilienbrief“) – Das Grandhotel Adlon in Berlin ist zu einer Landmark in der Bundeshauptstadt geworden. Die Finanzierung über einen geschlossenen Immobilienfonds der Fundus-Gruppe ermöglichte damals den Bau am Pariser Platz zu einem Zeitpunkt, als Ernüchterung und Hotelabstinenz institutioneller Investoren und Banken eine alternative Realisierung schwierig gemacht hätte. Seither gewinnt das Grand Hotel regelmäßig Preise und ist zum faktischen Gästehaus der Regierung geworden. Bislang konnten die Anleger allerdings wenig profitieren.

Zwar zahlt der Mieter Kempinski vertragsgemäß Mieten, jedoch haben die unter perspektivischen Hotelgesichtspunkten durchgeführten Erweiterungen die Rendite verwässert. Hinzu kamen Krisenfolgen sowohl der Internet-Krise als auch der Finanzkrise, die in ungeplant scharfem Wettbewerb der 5-Sterne Hotels die erhoffte Positiventwicklung bremste. Die gastronomischen Erweiterungen rutschten mit ihren Eröffnungsterminen gleichzeitig in die Krise. Auf Mieten musste verzichtet werden. Trotzdem blieb das Adlon betriebswirtschaftlich sauber über Wasser.

Im Kontext der steuerinduzierten Investitionen in den NBL ist das Adlon sicherlich eine Erfolgsstory. In der Konsequenz ändert das jedoch nichts daran, dass hier die Welten eines zukunftsorientierten Hotelunternehmers, als der sich der Komplementär Anno August Jagdfeld sieht, auf die Welt ausschüttungsorientierter Fondssparer trifft, die eben mit Ausschüttungen nicht verwöhnt wurden. Notwendigkeiten, an die Prolongation eines lästigen Kredites zu denken, führten ebenso zur Entscheidung zur Thesaurierung der Überschüsse wie der Auslauf des 20-Jahres Kempinski-Mietvertrages im Jahr 2016.

Anlegerschützer hatten deshalb in Verbindung mit geschäftspolitisch abweichenden Meinungen die Adlon-Anleger schon länger als Akquisitionszielgruppe auserkoren. Und natürlich ist die Enttäuschung 70 oder 80-jähriger Anleger zu verstehen, die in ihrer Lebenszeit die Früchte des Investments wohl nicht mehr ernten werden. Das macht auch Jagdfeld deutlich. Der Autor ist übrigens mit einer Beteiligung selber betroffen, aber das Alter erlaubt noch Hoffnung. Durch ein Urteil des BGH wurde die Anonymität von Fondsanlegern aufgehoben, so dass die Treuhandgesellschaft die Adressen der Anleger freigeben musste, die dann für Anlegeranwälte die Möglichkeit boten, sich Vollmachten zur Abwahl des Komplementärs und zur Realisierung eigener Managementvorstellungen zu beschaffen.

Das führte zu einem Machtkampf nach dem Vorbild feindlicher Übernahmen bei Aktiengesellschaften. Das ging allerdings, glaubt man der Presse, die im Vorfeld zumeist die Meinung der Anlegerschutzanwälte propagiert hatte, ziemlich schief. Jagdfeld setzte sich klar durch und erhielt auch drei Viertel der persönlichen Stimmen auf einer turbulenten Sitzung. Die Putschisten hatten wohl auch handwerkliche Fehler in ihren Konstruktionsvorschlägen gemacht. Zum anderen fehlte den Anlegern und dem Autor die Logik.

Schließlich sollte ein Komplementär, dessen monetäre Interessenlage an dem Projekt wohl seit einer Reihe von Jahren ausgelaufen ist, und der für den Erfolg des Adlon auch in den Nachfolgefinanzierungs- und Anschlussmietverhandlungen persönlich haftet und seine Bereitschaft dazu deutlich machte, gegen einer Anleger GmbH ausgetauscht werden. Zudem ist das persönliche Ansehen Jagdfelds eng mit dem Adlon verbunden. Für Verhandlungen auf Augenhöhe steht Jagdfeld wohl auch eher als eine Management GmbH. Das war auch für die Anleger einsichtig. Auch aus Sicht des Autors besteht Anlass zur Sorge eher dann, wenn der PHG sich aus der Haftung zurückziehen möchte und nicht, wenn er darum kämpft, trotz Unsicherheiten weiter haften zu dürfen. (Quelle: DIB Nr. 253, 09.09.2011).