Berlin: Vivico Real Estate startet durch – erstes Areal des Lehrter Stadtquartiers verkauft

Von Karin Krentz

Die Vivico Real Estate, auf Stadtentwicklungsprojekte auf ehemaligen Bahnflächen spezialisiertes Unternehmen, hat in Berlin den entscheidenden Durchbruch geschafft. Das erste von insgesamt sieben Baufeldern des Lehrter Stadtquartiers, genannt MK 3, ist erfolgreich an einen Privatinvestor verkauft worden. Harald G. Huth investiert 25 Mio. Euro in Grundstückserwerb und Entwicklung eines Zwei-Sterne-Hotels, das von der noch jungen Meininger-Gruppe betrieben werden wird. Baustart soll noch 2008 sein und das Hotel Ende 2009 eröffnen.

Huth kann in Berlin auf passable Investments verweisen, so investierte er mit viel Gespür für das Machbare, was Erfolg sprich Rendite bringt, in die bekannten Gropius-Passagen und erst vor zwei Jahren 220 Mio. Euro in das Shopping Center „Das Schloss“ in der Schloßstraße im Bezirk Steglitz, das als eines der jüngsten Einkaufszentren 2006 an den Start ging. Heute ist „Das Schloss“ eine Perle der Berliner Einkaufswelt im Westen und Fondsobjekt des Wealthcap Fonds der HypoVereinsbank.

Auch für die anderen noch sechs Baufelder scheint Vivico auf gutem Weg zu einer Lösung. Auf dem Lehrter Stadtquartier mit 145 000 Bruttogrundfläche und 17 360 qm Bruttobauland sollen weniger Bürobauten entstehen. Entschieden hat sich Vivico für ein kleines feines Hotel- und Kongresszentrum, dessen Grundlage jedoch immer noch der städtebauliche Wettbewerb von 1994 ist, aus dem der Entwurf von O.W. Ungers als Sieger hervor ging. Sukzessive erfolgten Realisierungswettbewerbe bis hin zur Vorstellung des Areals auf der Gewerbeimmobilienmesse Expo Real im Jahr 2006. Auch in diesem Jahr wird das Konzept wieder zu besichtigen sein und die Protagonisten bis hin zur Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer Rede und Antwort stehen.

Die Entwicklung des Lehrter Stadtquartiers als Hotel- und Kongresszentrum ergab sich für Vivico aus wohl sehr pragmatischen Gründen. Bürobauten haben gegenwärtig in Berlin keine Chance, mit Mietern gefüllt zu werden, die Beispiele sind allerorten in der City und deren Rändern bis in die B-Lagen als Abschreckung gewissermaßen zu besichtigen. Und an eine gute alte bewährte Immobilienregel, die so mancher gerne in das Abseits drängt, wird erinnert. Da, wo die Nachfrage ist, sagt der neue Leiter von Vivico Berlin Henrik Thomsen, wird auch das Angebot sein und umgekehrt. Er und die Hotel-Gruppe Meininger vertrauen voll in die Zugkraft des neuen Flughafens Berlin-Brandenburg International, dessen Zubringer in die Stadt die Passagiere direkt in die vier noch zu errichtenden Hotels regelrecht spülen wird.

Auch die Zentralität des Standorts ist nicht zu unterschätzen, direkt vis-à-vis des Bundeskanzleramtes – und das ganze Regierungsviertel am Spreebogen mit sämtlichen kulturellen Einrichtungen quasi einen Steinwurf entfernt. Insgesamt werden 300 Mio. Euro investiert in noch drei weitere Hotels (3 bis 5 Sterne) und ein Hotel- und Kongresszentrum.

Für diese ist Vivico ziemlich optimistisch auch Investoren zu gewinnen, der Kick-off mit den vier verschiedenen Architektenbüros am 10. September 2008 war der bisherige Höhepunkt. Mitte 2009 soll möglichst Baubeginn sein. Doch etwas schwieriger dürfte es sein, für die beiden Solitäre Kubus (am Washington-Platz) und Hochhaus (am Europa-Platz) Investoren zu gewinnen.

Bahnchef Hartmut Mehdorn, hat wieder einmal signalisiert, dass er in den neuen Kubus ( 42,5 Meter mal 42,5 Meter und 20 000 qm Bruttogrundfläche), den er anfangs doch ganz elitär fand, nicht einziehen will. So sind die zwei Möglichkeiten – auf einen Nutzer zu warten oder auf eigenes Risiko in den Markt „hinein“ zu bauen – gleichermaßen heikel. Zumal nicht nur fehlende Mieter, sondern nun auch immer weiter steigende Baupreise und Energiekosten ein solches Investment leicht unwägbar machen können.

Das Lehrter Stadtquartier wird mit seiner Vollendung 2012 ein Gewinn für das städtebauliche Nirwana rund um den Hauptbahnhof sein und der weiteren Entwicklung dort einen kräftigen Schub verleihen. Berlin kann es brauchen.

Quelle: DIB, Nr. 175, 19.09.2008

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