Immobilien-Messen sollten keine Lizenz zum Geld-Drucken sein

Von Ruth Vierbuchen. Immobilienmessen sind wichtige Plattformen für Kontakte, konstruktive Gespräche und die Möglichkeit, Geschäfte abzuschließen. Sie sollte aber zweifellos keine Lizenz zum Geld-Drucken sein.

Auch nicht für die Veranstalter der Internationalen Handelsimmobilien-Messe Mapic in der glamourösen Filmstadt Cannes. Manager aus der Immobilien-Szene, die der wichtigen Branchen-Messe diesmal fern geblieben sind, führen die exorbitant hohen Kosten als Grund dafür an. Die Eintrittsgebühren liegen um ein Vielfaches über denen der Expo Real. Und der Glamour-Faktor, den die attraktiven „Locations“ am Boulevard de la Croisette für angesagte Parties bieten – von den Yachten im Hafen ganz zu schweigen – und das mediterrane Flair der Stadt zählen wenig in Zeiten der Weltwirtschaftskrise.

Dann ist vor allem Kostensenkung angesagt. Hinzu kommt, dass Cannes zwar romantisch am Mittelmeer liegt, aber verkehrstechnisch schwer zu erreichen ist. Das kostet dann zusätzlich auch noch viel Zeit. Die hohen Eintrittsgebühren könnten auf Dauer auch mit dem Ziel des Veranstalters Reed Midem kollidieren, vermehrt internationale Einzelhändler auf die Messe zu holen. Denn der Einzelhandel ist es gewohnt, knapp zu kalkulieren und auf günstige Einkaufsvorteile zu setzen. Da zählt der Glamour-Faktor weniger. Die Handelsszene ist bei weitem nicht so glamourös wie die Immobilien-Welt. So spiegelte sich die Abstinenz auch im Palais des Festivals wieder: Weniger Aussteller und auch deutlich weniger Besucher als 2008.

Damit setzte sich der Trend fort, der im November 2008 nach Eskalation der Krise auf der 14. Mapic begann und der das Bild bei der Mipim im März und der Expo Real im Oktober prägte. Die anwesenden Teilnehmer und Aussteller dürften das nicht als Nachteil empfunden haben, denn vor Ort waren vor allem die Entscheidungsträger, sodass sich die Mapic immer mehr zur Arbeitsmesse mausert. Und Optimismus war in den Gängen auch wieder zu spüren. Ein gutes Gespür hat der Veranstalter bei der Wahl seines Ehrengastlands Deutschland gehabt. Denn laut CB Richard Ellis steht Deutschland bei den internationalen Handelsfilialisten 2010 auf Platz eins der Expansionsliste. Zwar wird auch der deutsche Einzelhandel, wie der Handelsverband HDE jüngst bekräftigte, 2009 einen Umsatzrückgang von 2% hinnehmen müssen, steht damit aber immer noch besser da, als viele Nachbarn. Denn Stimmung und Anschaffungsneigung der Bundesbürger sind 2009 besser als 2008.

Damals vermiesten die hohen Öl- und Lebensmittelpreise die Laune der Konsumenten. So ist der HDE für das wichtige Weihnachtsgeschäft sogar verhalten optimistisch, zumal das Geschäft nach einem schwachen Sommer im Oktober überwiegend zufriedenstellend verlief. Eine Prognose für 2010 traut sich der Verband aber erst im Februar zu, da niemand weiß, wie sich der Arbeitsmarkt weiter entwickelt. (Gi24/HIR, Nr. 60)

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