Karstadt auf Partnersuche – Debenhams greift nicht zu

Von Ruth Vierbuchen

Der deutsche Markt ist bei internationalen Filialisten aktuell sehr begehrt. Einer dieser Interessenten ist auch der britische Warenhaus-Konzern Debenhams, der seine Internationalisierungsstrategie über ausländische Franchise-Partner voran treibt. Dabei setzt dass Unternehmen auf sein umfangreiches Portfolio aus mehr als 100 erfolgreichen Designer- und Eigenmarken. Dadurch sehen sich die Briten gut aufgestellt, um ihr Department-Store-Konzept zu internationalisieren.

Bisher hat der Department-Store-Betreiber sein Netz aus Franchise-Stores über die Länder Bahrain, Zypern, Tschechien, Dubai, Island, Indien, Indonesien, Jordanien, Kuwait, Philippinen, Qatar, Rumänien, Saudi Arabien und Türkei ausgespannt. Das sind alles aufstrebende Märkte mit wachsender Kaufkraft und insbesondere im arabischen Raum mit großem Marktpotenzial. Den 4 000 qm großen Standort mit Textilien und Accessoires in bester Lage von Schwedens Hauptstadt Stockholm hat Debenhams dagegen aufgegeben. Das Konzept läuft offenbar nicht überall erfolgreich.

Doch auch der deutsche Markt übt auf die Briten große Anziehung aus, wie die ernsthaften Verhandlungen über eine Kooperation mit dem Essener Karstadt-Konzern dokumentiert. Dass die Kooperation letztlich nicht zustande kommt, dürfte vielfältige Gründe haben. Denn eine Kooperation – zumal eine grenzüberschreitende – erfordert eine weitreichende Harmonie zwischen den Philosophien der Unternehmen. Daran war in der Vergangenheit auch die geplante Zusammenarbeit zwischen Karstadt und der Douglas-Buchhandels-Tochter Thalia gescheitert. Doch dürfte auch der Strukturwandel auf dem deutschen Warenhausmarkt, der hierzulande ausgeprägter verläuft als in den europäischen Nachbarländern, für Debenhams eine wichtige Rolle bei der Entscheidung gespielt haben, den Schritt nach Deutschland letztlich doch nicht zu wagen. Das Interesse ausländischer Department-Store-Betreiber am deutschen Markt sei zwar grundsätzlich sehr groß, wissen Marktkenner zu berichten, aber der Respekt vor dem schwierigen Markt ebenso.

Auf der anderen Seite gilt der deutsche Markt – im Vergleich zu anderen Ländern – immer noch als recht attraktiv, weil die Bundesbürger die wohlhabendsten Konsumenten Europas sind. Zudem sind mit Galeria Kaufhof und Hertie zwei Warenhaus-Betreiber auf dem Markt, für die Käufer gesucht werden und bekanntlich ist Arcandor-Chef Thomas Middelhoff weiter auf der Suche nach einem Kooperationspartner, möglichst einem internationalen Unternehmen, um die Internationalisierung seines Warenhaus-Geschäfts voranzutreiben. Dass der eine oder andere strategische Investor ein mögliches Engagement prüft, liegt auf der Hand. Doch wie lange es dauert, bis einer zugreift, das ist nicht abzusehen.

Dass Karstadt im dritten Quartal 2008 auf Grund stark gewachsener Personalkosten ein EBITDA von minus 51 Mio. Euro ausgewiesen hat, nach minus 8 Mio. im dritten Quartal 2007, macht die Suche nach einem Partner allerdings nicht einfacher. Und auch nicht die zäh verlaufenden Verhandlung über eine Verlängerung und Ausweitung der Kreditlinie zur Finanzierung der Ware fürs wichtige Weihnachtsgeschäft, die vor einigen Tagen erfolgreich abgeschlossen werden konnten. Allerdings ist Middelhoff zuversichtlich, dass das Weihnachtgeschäft 2008 besser ausfallen wird als im schwachen Jahr 2007 und dass die Planzahlen übertroffen werden könnten.

Zuversichtlich stimmen auch die jüngsten Konzepte, die Karstadt am Limbecker Platz in Essen und im Forum Duisburg vorgestellt hat. Hier ist eine klare Trading-up- und eine klare Marken-Strategie bei ansprechender Warenpräsentation erkennbar. Der Nachteil von Karstadt ist aktuell, dass die Weiterentwicklung des Warenhaus-Konzepts, das Mitte der 1990er-Jahre viel versprechend in die Wege geleitet worden war, vor allem in der Ära von Wolfgang Urban vernachlässigt wurde und erst in der jüngeren Vergangenheit wieder forciert wird. Es braucht allerdings Zeit, bis neue Konzepte unternehmensweit umgesetzt sind und erfolgswirksam greifen.

Quelle: HIR, Nr. 31, 26.09.2008

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*