Kaufhof verlässt Mülheim an der Ruhr – mit Folgen für die Stadtentwicklung

Von Dr. Gudrun Escher. Für Mülheim bedeutet die Schließung des Kaufhauses Kaufhof am Fuße der Schloßstraße als der zentralen Einkaufsstraße zugleich das Wegbrechen eines Ankers für das Stadtentwicklungsprojekt Ruhrbania. Bisher machten meist die angeschlagenen Warenhausketten Karstadt und Hertie mit Filialschließungen von sich reden – jetzt zieht Konkurrent Kaufhof nach. Die Kölner Tochter der Düsseldorfer Metro AG wird im nächsten Jahr auf jeden Fall vier ihrer 141 Häuser schließen, nämlich die in Krefeld am Ostwall, Mülheim an der Ruhr, Ludwigshafen und in Leipzig-Paunsdorf. In den vier Häusern sind 301 Mitarbeiter beschäftigt.

„Die Marktbedingungen und das Umfeld an diesen Standorten haben sich verändert. Den vier Filialen fehlt langfristig das Potential, profitabel zu sein“, begründete Kaufhof-Chef Lovro Mandac jetzt die geplanten Warenhaus-Schließungen. Künftig sollten Standorte gefördert werden, an denen noch Wachstum möglich sei.

Nach Erfahrungen des Maklers Eckhard Brockhoff, Essen, haben sich in der Vergangenheit Unternehmen wie C&A, Karstadt, oder Kaufhof häufig am Anfang oder am Ende einer Fußgängerzone angesiedelt. Manchmal wichen sie sogar in die Seitenstraßen aus, da sie soviel Frequenz erzeugten, dass automatisch der Bereich zwischen dem Warenhauseingang und der Fußgängerzone sich zur 1a-Lage entwickelte. Heute hat sich diese Situation geändert.

Karstadt, Kaufhof und auch C&A haben nur noch bedingt eine solche Magnetfunktion, so dass auch diese Unternehmen sich im Rahmen von Neuanmietungen gerne in die Mitte einer Fußgängerzone setzen. Das wäre in Mülheim räumlich nicht möglich. Die Lage des Mülheimer Hauses ist charakteristisch: Gleich hinter der Schloßbrücke über die Ruhr begann mit dem Kaufhauskomplex einschließlich Parkhaus die Innenstadt mit ihrer Flaniermeile. Im Zuge der Stadtentwicklungsplanung Ruhrbania am benachbarten Ruhrufer kam dem Kaufhaus zudem die Funktion eines städtebaulichen Gelenks und Ankers zu, denn hier sollten die Besucherströme aus der Innenstadt an den neuen Hafenkai und in die neuen Geschäftsviertel gelenkt werden bzw. umgekehrt.

Entsprechend war die frühere Kaufhof AG, heute Arcandor eng in die Vorplanungen nach Entwurf der Düsseldorfer Architekten RKW einbezogen. Jetzt muss manches neu überdacht werden. Zudem ist auch an anderer Stelle eine neue Situation entstanden durch den Zuschlag einer Fachhochschule Westliches Ruhrgebiet für Mülheim. Der bisher dafür vorgesehene Standort liegt im nördlichen Bereich der künftigen Ruhrpromenade nahe der Konrad-Adenauer-Brücke.

Damit würde man sich der Probleme entheben, die die Vermarktung von großen Mengen Bürofläche an einem Stück bereitet hätte. Andererseits ließe man die Chance ungenutzt, mit der Hochschule an anderer Stelle mehr in Bahnhofsnähe uralte Brachen zu schließen – und den Studierenden kurze Wege zum ÖPNV anzubieten. Mit den Bauarbeiten für die Infrastruktur von Ruhrbania einschließlich des Hafenbeckens wurde bereits begonnen, wegen zahlreicher Einschränkungen zum jetzigen Zeitpunkt eher zum Nachteil der Innenstadt, die weiter an Attraktivität einbüßt.

gi24/DIB – Ruhr -, Nr. 3

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