Näher am Kunden – das Comeback der Bank-Filialen?

Von Dr. Uwe Koch

Automaten ersetzen Filialen“ oder „Das Sterben der Bankfilialen“ – Schlagzeilen mit denen Personaleinsparungen und die Schließung von Filialen im Bankensektor in den vergangenen Jahren einher gingen. Nach Angaben des Bundesverbandes Deutscher Banken haben bei den Kreditbanken seit Ende 2001 rund 6.700 Filialen geschlossen, die Sparkassen und Landesbanken zusammen knapp 3.100, die Kreditgenossenschaften 2.470 und die übrigen Institute rund 1.960.

Der „Rückzug aus der Fläche", teilte der Bankenverband mit, hat infolge der technischen Entwicklung mit heutigen Kommunikationsinstrumenten wie Internet, Telefon oder Automaten mit denen Kunden viele Geschäfte erledigen können, bei allen Sektoren des deutschen Bankgewerbes stattgefunden.

„Die klassische Bankfiliale ist damit nur eine der möglichen Formen, Bankdienstleistungen in Anspruch zu nehmen. Sie hat infolgedessen ihre Rolle zum Teil eingebüßt, zumindest aber verändert“,

so der Bankenverband. Strukturelle Probleme sowie die Ertrags- und Kostenentwicklung im deutschen Bankengewerbe seit Anfang 2001, haben die Schließung von Filialen verstärkt.

Ver.di kritisierte nicht nur die Personaleinsparungen in den vergangen Jahren sondern auch die Technisierung im Bankgewerbe, die insbesondere ältere Menschen verärgere. Also jene Menschen, die in unserer Gesellschaft eine immer wichtigere Rolle spielen. Jene Konsumenten, die wirtschaftliche Impulse setzen.

Die „Woopies“ („well-off older people“) sind durchschnittlich wohlhabend. Im Gegensatz zu den Jüngeren steht ihnen mehr Geld zur Verfügung. Viele der „Best Agers“ haben Vermögen oder weitere Einkünfte (Mieteinnahmen, Dividenden usw.). Sogar den weniger älteren Begüterten geht es deutlich besser als in früherer Zeiten. Der Einfluss dieser Generation ist nicht zu unterschätzen. Sie wird in den nächsten Jahrzehnten unsere Gesellschaft prägen.

Die Generation der „Happy Enders“ wächst und mit ihr die Bemühungen von Industrie und Handel, altersgerechte Produkte und Dienstleistungen wie bspw. Handys mit Notruftaste, Computer mit übergroßer Tastatur oder Lupen am Supermarktregal diesem kaufkräftigen Publikum zur Verfügung zu stellen.

Meldungen der Commerzbank, durch den regionalen Ausbau des Filialnetzes den Wachstumstrend weiter zu verstärken und bereits im Oktober 2008 im Stadtgebiet von Hamburg zehn neue Geschäftsstellen zu eröffnen, sind gleichwohl Ausdruck einer Kundenentscheidung zugunsten der Generation50 plus, die sich Service vor Ort wünscht. Damit steigt die Zahl der Commerzbank-Filialen in der Hansestadt um rund 40 % auf 37.

„Wir greifen jetzt auch gezielt regional an. Die Strategie: Mit attraktiven Angeboten und guter Beratung nahe am Kunden“,

sagt Commerzbank Vorstandsmitglied Kassow.

„Kundenorientierung ist nicht nur ein Wort, sie verändert die Bank.“

Angesichts eines steigenden Wettbewerbsdrucks und sinkender Effizienz klassischer Werbemaßnahmen gilt es, neue „alte“ Vertriebswege zu etablieren, die sowohl den veränderten Bedingungen des Marktes gerecht werden als auch der demographischen Entwicklung und damit den Erwartungen und Wahrnehmungen älterer Menschen.

In den Fokus rücken wieder die übergeordneten Ziele der Handels- und Dienstleistungsbranche: Näher am Kunden, kompetente Kundenbetreuung überall und jederzeit. Mit der Etablierung von Filialen Kunden finden, Kunden binden und den Umsatz erhöhen. Kunden wollen und genießen einen komfortablen und guten Service vor Ort.

Ein flächendeckendes und erweitertes Filialnetz trägt dabei nicht nur zur Kundengewinnung und steigenden Umsatz bei, sondern schafft darüber hinaus ein zusätzliches Firmen-Renommee.

Ob und wieviele Jobs und Bank-Filialen nach der angekündigten "Elefantenhochzeit" zwischen der Commerzbank und der Dresdner Bank langfristig auf der Strecke bleiben, wird sich zeigen. Die Vorgabe der Commerzbank „Gute Beratung nahe am Kunden“ gibt Hoffnung für eine Renaissance der Bank-Filialen.
 

Zum Thema Bankpräsenz/Bankfilialen siehe auch den heutige Artikel:
"Kempers Jones Lang LaSalle legt Studie zur Bankenpräsenz in Deutschlands Einkaufsstraßen vor" 

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