Sinn-Leffers muss seine eigene Story finden

Von Ruth Vierbuchen. Nachdem die Hagener Modekette Sinn-Leffers mit ihrem Insolvenzplanverfahren die drohende Überschuldung abgewendet und als abgespecktes Unternehmen mit 24 Kaufhäusern, 2 700 Mitarbeitern und etwa 300 Mio. Euro Umsatz in diesem Jahr das Insolvenzverfahren abgeschlossen hat, steht nun die Verbesserung des operativen Geschäfts – und vor allem die weitere Schärfung des Profils – auf dem Strategieplan.

Wie Peter Zühlsdorff, Gesellschafter der Sinn Leffers GmbH, plakativ veranschaulicht, ist der Orkan zwar vorbei, doch bleibt das Wetter unvermindert stürmisch. „Die Herausforderung bleibt.“

Dem Trend auf dem überaus schwierigen Modemarkt folgend, hat Sinn-Leffers im laufenden Geschäft etwa 8% des Umsatzes verloren. Zwar hat die Modekette sich durch die Insolvenz von drückenden Mietlasten befreien und weiteren Ballast abwerfen können, doch bleiben auf der Kostenseite nicht mehr viele Reserven, die im Ernstfall gehoben werden könnten, so Zühlsdorff. Gleichwohl sieht er für die Zukunft noch einiges an Potenzial im Unternehmen, das gehoben werden kann.

Als Zühlsdorff sich 2005 entschied, dem früheren Arcandor- Chef Thomas Middelhoff die Bekleidungskette abzukaufen, steckte Sinn- Leffers tief in den roten Zahlen und das Unternehmen hatte im Grunde keine Story – d. h. kein eigenes Profil. Ein wesentlicher Teil der damaligen Probleme des Unternehmens, das aus der Fusion der Bielefelder Leffers AG mit der Kölner Sinn AG entstanden ist, war hausgemacht. Es begann damit, dass die Töchter der Fürther Schickedanz-Gruppe ehemalige Standorte von Quelle übernehmen mussten, nachdem sich der Versender entschlossen hatte, sein defizitäres Warenhausgeschäft aufzugeben. Doch die Standorte waren auch für Sinn und für Leffers als schwere Problemfälle.

Hinzu kamen weitere Fehler: Nach Übernahme durch den Karstadt-Quelle-Konzern im Jahre 2001 unter dem damaligen Konzernchef Wolfgang Urban wurde Sinn- Leffers in den stark zentralisierten Konzern-Einkauf für die Karstadt-Warenhäuser und die Textil-Kette Wehmeyer eingebunden. Die als individuelle Kaufhauskette am Markt operierenden Sinn- und Leffers-Filialen verloren damit ihr eigenständiges Profil. Hier setzt die neue Politik der Sinn-Leffers-Spitze unter Patrick Feller und Karsten Oberheide an. Von Vorteil ist dabei, dass es durch die überlegt durchgeführte Insolvenzplansanierung gelungen war, Vertrauen zu schaffen und die Markenlieferanten zu halten und sogar neue Marken zu gewinnen, wie Oberheide feststellt.

Hinzu kommt: Das Unternehmen hat nun ein – zwar deutlich von 47 auf 24 Standorte verkleinertes – aber rentables Filialnetz. Darauf soll weiter aufgebaut werden. Um weitere Kompetenz – und einen objektiveren Blick von außen – zu gewinnen, holte Zühlsdorff den Niederländer Abram Nette als Vorsitzenden der Geschäftsführung und die Zuständigkeitsbereiche Strategie, Change Management, Operations und Personal ins Unternehmen.

Der bisherige Vorsitzende Feller wird sich auf die Funktion des Chief Financial Officer konzentrieren und später zum Gesellschafter von Sinn-Leffers, der DIH Deutsche Industrie-Holding GmbH wechseln. Nette bringt nach seinen Stationen bei Ulla Popken, Douglas, Karstadt und Bonita einiges an Modeerfahrung mit. Als Anbieter auf der Großfläche mit den Schwerpunkten Damenmode (knapp 50%) sowie Herren- und Kinderbekleidung sortiert sich Sinn-Leffers als Anbieter „klassischer“ und „modern-klassischer Mode“ ein. Um das Image des anonymen Filialisten wieder los zu werden, setzt das Unternehmen laut Oberheide auf eine ansprechende Präsentation, gute Bedienung durch geschultes Personal und gezielte Ausrichtung auf die jeweiligen örtlichen Gegebenheiten der einzelnen Filialen:

„Wir werden uns in den Städten wieder als individuelle Unternehmen präsentieren“,

so Oberheide. Auch das Ergebnis, das bedingt durch die Sonderzahlungen im Zuge der Insolvenz rot ist, soll im Geschäftsjahr 2008/09 (31.7.) wieder schwarz sein. Für den Sanierungsexperten Detlev Specovius von Schulze & Braun in Achern, der während der Sanierungsphase Mitglied der Geschäftsleitung war, ist Sinn-Leffers beispielhaft für das Insolvenzplanverfahren als Erfolgsmodell.

gi24/HIR, Nr. 44

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