Beispiel Hürth Park – Am Stadtrand schlummern Reserven

Von Christine Scharrenbroch

40 Mio. Euro hat sich Degi den Umbau des Einkaufszentrums Hürth-Park in der Nähe von Köln kosten lassen. Nach zweieinhalb Jahren wurde Anfang Oktober Eröffnung gefeiert. „Wir wollten dem Hürth-Park einen einheitlichen Look geben“, sagt Centermanagerin Margaret Stange-Gläsener von der zur ECE gehörenden Deutschen Einkaufs-Center Management GmbH.

Das 1977 eröffnete Einkaufszentrum war mehr als zehn Mal erweitert worden, das Erscheinungsbild kam entsprechend uneinheitlich daher.

„Der Hürth-Park hatte einen etwas antiquierten Charme“,

beschreibt Stange-Gläsener den früheren Zustand. Jetzt sind Betonteile mit Edelstahl verblendet, die Decken wurden mit weißen Metallkassetten verkleidet. Für einen freundlicheren Eindruck sorgen auch die neuen Möbel aus Holz und Metall in den Passagen. Böden und Beleuchtung waren schon zuvor erneuert worden.

Vor allem aber wurde die Wegeführung verbessert, indem die unübersichtlichen Arkaden umgebaut wurden. Mit der Errichtung einer zweiten, lang gestreckten Ladenpassage ist nun ein Rundlauf möglich.

„Die Kunden werden jetzt automatisch geführt“,

sagt Stange-Gläsener. Durch den Umbau hat sich die Verkaufsfläche um 3 000 auf 55 000 qm erhöht, die Zahl der Ladenlokale stieg um 10 auf 150. Neu eingezogen sind unter anderem die Drogeriekette Rossmann, der Dessousanbieter Hunkemöller, Besteller mit Jack Jones und Vera Moda, Depot, Tally Weijl, Esanelle Hair Express und der Coffeeshop Talltree. Einen zweiten Laden innerhalb des Parks hat Esprit aufgemacht. Vertreten sind im Center außerdem Real, Saturn, P&C, C&A, Wehmeyer, S. Oliver, Street One, Tchibo, dm und Nordsee.

„Wir wollten die Anziehungskraft des Centers erhöhen, was uns nach Vorliegen der ersten Umsatzzahlen auch erfreulich gut gelungen ist“,

sagt Dietmar Müller, Sprecher der Degi. Neben einer besseren Mieterstruktur habe dazu die Erweiterung der Angebotspalette beigetragen. Der Hürth-Park übernehme eine wichtige Nahversorgungsfunktion für die Stadt Hürth und das unmittelbare regionale Umfeld. Müller sieht das Potenzial, künftig noch mehr Kunden aus den Nachbargemeinden anzulocken. Konkurrenz durch andere Center im Großraum Köln gebe es nicht, da diese entweder zu weit entfernt lägen oder das Angebot nicht vergleichbar sei. In der Stadt Hürth, die in mehrere Stadtteile zersplittert ist, übernimmt das Einkaufszentrum mit dem Ärztehaus, der Tagesklinik und dem Multiplex-Kino laut Müller zudem die Funktion eines Innenstadtbereichs.

Der Hürth-Park ist nur ein Beispiel von vielen: Nach Schätzung von DTZ Retail Services, früher Donaldsons, sind rund ein Drittel aller deutschen Center mehr als 30 Jahre alt und damit sichere Sanierungskandidaten. Nicht nur die Einkaufszentren der ersten Generation müssen überholt werden. In den neuen Bundesländern gibt es eine Vielzahl von Einkaufspalästen, die nach der Wende rasch aufs platte Land gesetzt wurden und jetzt revitalisiert werden müssen.

Unter Druck geraten besonders die auf der grünen Wiese gelegenen Zentren, da die Zahl der Einkaufspaläste in den Innenstädten stetig weiter zunimmt. Laut EHI Retail Institute sind von den 51 Shopping-Centern, die in den nächsten drei bis vier Jahren entstehen werden, nur zwei vor den Stadttoren geplant. Anfang der 90er-Jahre war dagegen die Mehrzahl der Projekte außerhalb der Städte entstanden. Insgesamt liegen 17% der deutschen Shopping-Center auf der grünen Wiese.

Die außerhalb gelegenen Shoppingmalls haben aus Sicht von Olaf Petersen von GfK GeoMarketing zwei Möglichkeiten: Entweder sie setzen auf das Fachmarktkonzept und nehmen neue Anbieter wie Wein- oder Tierfachmärkte mit auf. Oder aber sie verändern sich baulich und sorgen so für eine höhere Attraktivität.

„Das sind ja vielfach recht schlichte Objekte mit nüchternem Erscheinungsbild“,

beschreibt er den Zustand. Mit Blick auf die Tatsache, dass es auf Grund der restriktiven Genehmigungspraxis der Kommunen kaum möglich ist, Genehmigungen für Handelsobjekte auf der grünen Wiese zu erlangen, sei die Renovierung dieser eingeführten Komplexe durchaus von Vorteil. Umgebaut wurden zuletzt u.a. das Huma-Center in Neuss, das Rhein-Neckar-Zentrum in Viernheim und das Breuninger Land in Sindelfingen.

Quelle: HIR, Nr. 36

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