Einzelhandel steht noch gut da

Der deutsche Einzelhandel steht 2009 immer noch gut da, gemessen an den zweistelligen Umsatzrückgängen im verarbeitenden Gewerbe, oder im Vergleich zur Gesamtwirtschaft, die im 1. Quartal 2009 gegenüber Vorjahresquartal um 6,7% geschrumpft ist. Im Einzelhandel ist der Umsatz bis Ende Mai real um 2,9% zurück gegangen – nicht zuletzt, weil gegenüber 2008 ein Verkaufstag fehlte, wodurch sich der Wert faktisch noch nach unten korrigiert. Und die Kauflaune der Bundesbürger hat sich laut GfK im Juni sogar leicht aufgehellt.

Für das Gesamtjahr 2009 erwartet der Handelsverband HDE somit einen verhältnismäßig moderaten Umsatzrückgang von etwa 2%. Allerdings hat der Einzelhandel seit dem Vereinigungsboom Anfang der 1990er-Jahre auch keinen Aufschwung mehr erlebt, kann also auch nicht so tief fallen. Doch die spektakulären Insolvenzfälle, die derzeit die Schlagzeilen beherrschen, zeigen, wie hart der Wettbewerb in der Branche ist.

Gerade unter den Auswirkungen der Krise münden langjährige Fehler und Versäumnisse in vielen Großbetrieben nun in einen massiven Strukturwandel, der die deutschen Innenstädte vor erhebliche Herausforderungen durch leer stehende Großimmobilien stellen wird. Und das in einer Phase, in der viele Kommunen mit Blick auf die krisenbedingten Steuerausfälle in den nächsten Jahren ohnehin schon vor erheblichen finanziellen Problemen stehen, wie sich beim „3. Kongress Nationale Stadtentwicklungspolitik“ in Essen herauskristallisierte.

Zwar eröffnen sich damit – wie Experten zu Recht anmerken – für die Handelsimmobilien-Szene viele neue Chancen für Revitalisierungen, sofern die Finanzierung zustande kommt. Doch wenn man alles zusammenzählt, dann sind demnächst weit über 100 innerstädtische Großimmobilien von Hertie, SinnLeffers, Wehmeyer – und sicher auch die eine oder andere von Karstadt sowie einige von Kaufhof – auf dem Markt. Dafür in diesen Zeiten kurzfristig Interessenten zu finden, dürfte recht schwer werden. Mit Sicherheit drückt das aber die Preise.

Umso bedauerlicher ist es dann, wenn alle Versuche, Investoren für eine geordnete Lösung zu finden, denen auch noch Landesbürgschaften geboten werden – wie bei Hertie – an der mangelnden Einsicht des Eigentümers scheitern. Und auch die Haltung der Deutschen Bank, die sich auf die Position zurückzieht, sie habe den Kredit für Dawnay,Day nur organisiert und verbrieft und sei somit gar nicht zuständig, zeigt, dass die Verantwortlichen aus der Krise wenig gelernt haben.

gi24/HIR, Nr. 50

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