Immobilienmarkt NRW: Sanierungsbedürftige Häuser besonders gefragt

Geringere Einkommen und gestiegene Baukosten führen dazu, dass immer häufiger sanierungsbedürftige Eigenheime gekauft werden und der Neubau weiter zurückgeht. Im Gegenzug sinken insbesondere in ländlichen Regionen die Grundstückspreise, denn viele Kommunen haben in den zurückliegenden Jahren über Bedarf Bauland ausgewiesen. Dies geht aus dem Preisspiegel NRW des Immobilienverbands IVD-West hervor.

Besonders in ländlichen Regionen sanken teilweise die Baulandpreise, weil viele Menschen – nicht zuletzt wegen den gestiegenen Benzinkosten – lieber in der Stadt als auf dem Land bauen oder kaufen. In Emmerich, Voerde, Wiehl, Wipperfürth und Würselen gaben die Baulandpreise – je nach Lage – zwischen zehn und 20 Prozent nach. So kostet der Quadratmeter Grundstück in mittelguter Lage von Wiehl derzeit 100 Euro, vor einem Jahr noch 130 Euro. Rückgänge zwischen fünf und zehn Prozent gab es in Bergisch Gladbach, Mülheim an der Ruhr, Rösrath, Rheda-Wiedenbrück und Goch. In Städten mit über 300.000 Einwohnern dagegen blieben die Grundstückspreise überwiegend stabil (wie in Duisburg, Essen und Wuppertal).

Statt neu zu bauen – zwischen 2003 und 2007 sank in NRW die Zahl der Eigenheim-Baugenehmigungen um 44,46 Prozent – greifen die Bürger häufiger zu sanierungsbedürftigen Häusern. Der Grund: Gestiegene Lebensmittel-, Energie- und Gesundheitskosten führten dazu, dass immer mehr Menschen immer weniger verdienen: zwischen 2005 und 2008 sank das Nettoeinkommen der Mittelschicht um 3,5 Prozent. Parallel dazu stiegen die Baukosten. Zwischen August 2007 und August 2008 kletterten nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes die Rohbauarbeiten um 3,9 Prozent (wegen höherer Energiestandards, gestiegenen Material- und Arbeitskosten). "Den klassischen jungen Familien, die früher einen Neubau kauften oder bauten, fehlen immer häufiger die finanziellen Mittel. Stattdessen kaufen sie günstigere, renovierungsbedürftige Häuser, ziehen ein und führen die Modernisierungsarbeiten nach und nach aus", beobachtet IVD-West-Vorsitzender Ralph Pass. Die Kaufpreise für solche Second-Hand-Häuser lägen – je nach Lage und Zustand der Immobilien – um etwa 20 Prozent unter den Kosten eines Neubaus.

Die gestiegene Nachfrage nach dieser Immobilienart habe allerdings noch nicht dazu geführt, dass die Preise für gebrauchte Eigenheime aus den 1960er bis 1980er Jahren gestiegen seien.

Auch die Bauträger haben Lösungen für die kleineren Geldbeutel parat. Immer mehr gehen dazu über, standardisierte Häuser auf kleinen Grundstücken zu errichten, die in B- oder C-Lagen von Städten liegen, wo auch die Grundstückspreise moderater sind. Die Bauträger halten die Preise dadurch in Schach, dass sie viele Teile vorfertigen und die Käufer nur zwischen zwei oder drei Haustypen wählen können. Ausgefallene Sonderwünsche sind tabu. In Wesseling sollen ab Frühjahr kommenden Jahres beispielsweise 51 Doppel- und Reihenhäuser entstehen, deren günstigster Haustyp mit 84 Quadratmetern Wohnfläche bereits für 99.800 Euro zu haben sein soll.
 

Quelle: IVD West, 22.10.2008