BFW zur Arcandor Insolvenz: Innenstädte nicht veröden lassen

Anlässlich des gestrigen Insolvenzantrags des Karstadt-Mutterkonzerns Arcandor warnt der BFW Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen, Spitzenverband der privaten Immobilienwirtschaft, vor einer Verödung der Innenstädte und verweist auf die zentrale Bedeutung des Einzelhandels für die Stadtentwicklung. „Gerade in kleinen und mittleren Städten stellen Kaufhäuser nach wie vor einen wichtigen Innenstadtmagneten dar. Die Immobilien liegen meist in Top-Lagen. Brechen die Kaufhäuser weg, müssen alle Beteiligten – Einzelhändler, Politik, und Immobilieneigentümer – gemeinsam zügig neue ‚Magnet’-Konzepte schaffen, damit die Attraktivität der Innenstädte weiter erhalten bleibt“, sagt Dr. Katrin Grumme, BFW-Arbeitskreis-Vorsitzende Einzelhandel und Geschäftsführerin der DGC Dr. Grumme Consulting GmbH.

Die Warenhauskrise böte aber auch eine Chance für die Innenstädte. „Es kommen wettbewerbsfähige Flächen auf den Markt, die weiterhin in hohem Maße von Einzelhändlern und Investoren nachgefragt werden. Es ist von entscheidender Bedeutung, die innenstädtischen Warenhaus-Immobilien neuen Nutzungen zuzuführen“, erläutert die Arbeitskreis-Vorsitzende. Die konzeptionelle Schwäche der Warenhäuser sei nicht gleichzusetzen mit einer schwindenden Bedeutung des innenstädtischen Einzelhandels generell. Die Expertin benennt zudem einen zentralen Aspekt, der die Bedeutung von Innenstadtlagen künftig noch steigern wird: „In Gesprächen mit Einzelhändlern stellen wir immer wieder fest, dass durch die steigenden Energiepreise urbane Lagen wieder in den Vordergrund treten.“

Für die weitere Nutzung der Warenhaus-Flächen empfiehlt Dr. Grumme: „Wie für alle Immobilien im Allgemeinen gilt auch für Warenhaus-Immobilien verstärkt die Flächenflexibilität, Drittnutzungsfähigkeit sowie die Schaffung konkurrenzfähiger Flächen für den Einzelhandel, das heißt u.a. ansprechende Raumhöhen, große Stützabstände und klare Grundrisse. Eine Herausforderung dürfte insbesondere die Nutzung der Obergeschosse darstellen, die unter anderem durch eine gezielte Kombination von bestimmten Branchen und Mietern gelöst werden könnte.“

Die BFW-Arbeitskreis-Vorsitzende verweist zudem auf die Bedeutung der demografischen Entwicklung für den innenstädtischen Einzelhandel. Diese werde noch immer viel zu stark vernachlässigt: „Bei einer insgesamt rückläufigen Bevölkerung ist langfristig ein reales Wachstum des Einzelhandelsumsatzes nicht zu erwarten. Wachsende Zielgruppe sind die älteren Menschen, denen sich die Angebote vermehrt anpassen müssen. Allerdings wird die ‚generation silver’ sehr viel stärker segmentiert sein in kaufkräftige, mobile Kundengruppen mit differenzierten Lifestyle-Präferenzen und kaufschwache, wenig mobile Zielgruppen. Die Entwicklung wird sich regional sehr unterschiedlich ausdifferenzieren und kann damit nur mit individuellen Konzepten beantwortet werden.“ Künftig müsse mehr nach den unterschiedlichen Innenstadt-Typen differenziert werden.

gi24/BFW

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