IW Institut der deutschen Wirtschaft: Klimaschutz geht nicht ohne Immobilien, aber er rechnet sich nicht

Von Werner Rohmert, Herausgeber „Der Immobilienbrief“

Die Klimapolitik stellt zunehmend Anforderungen an alle Bereiche der Volkswirtschaft und natürlich auch an die Immobilienwirtschaft. Der Gebäudebereich ist mit seinen beiden Bereichen Haushalte und Dienstleistungssektor insgesamt für Emissionen von 342 Megatonnen Treibhausgas verantwortlich. Das entspricht einem Drittel der gesamten Emissionen. Das recherchierten Hubertus Bardt, Markus Demary und Michael Voigtländer für die aktuelle Studie „Immobilien und Klimaschutz – Potenziale und Hemmnisse“ des IW Institut der deutschen Wirtschaft Köln.

Einem verstärkten Klimaschutz im Gebäudebereich stehen jedoch aus privatwirtschaftlicher Sicht aktuell fehlende Wirtschaftlichkeit, fehlende Liquidität und eine naturgemäß niedrige Investitionsbereitschaft der Gebäudeeigentümer ebenso entgegen wie zunehmend unsichere Rahmenbedingungen durch fortgesetzte Diskussionen über Verbote und Fördermaßnahmen. Hinzu kommen übermäßige Regulierungen, restriktives Mietrecht und – von den Wissenschaftlern unerwähnt – die nach 10 Jahren Reallohnverlust und zweistellig steigenden Nebenkosten fehlende Leistungsfähigkeit der Mieterhaushalte speziell im unteren Marktsegment.

Von den 342 Megatonnen Treibhausgasen entfallen über 50% auf die Raumwärme. Für das Heizen von Haushalten werden 129 Megatonnen, für Gebäude des Dienstleistungssektors 54 Megatonnen Kohlendioxidäquivalente freigesetzt. Insgesamt kommen die Faktoren Raumwärme, Warmwasser (23/13 Megatonnen) und Kühlung/Klima (17 Megat.) auf 236 Megatonnen Kohlendioxidäquivalente oder 69% der beiden Sektoren. Nur dieser Anteil ist tatsächlich der Immobilienwirtschaft zuzurechnen, weil nur diese Emissionen direkt mit dem Betrieb von Immobilien verbunden sind.

Durch neue Heizungs- und Klimaanlagen, Wärmedämmung und Wärmerückgewinnung lassen sich im Immobiliensektor lt. IW rund 50 Mio. Tonnen Kohlendioxid pro Jahr einsparen. Dem stehen lt. IW Köln Investitionskosten allein für die Wohnungswirtschaft von über 200 Mrd. Euro gegenüber. Das rechnet sich jedoch erst, wenn die Energiepreise um weitere 40 bis 50% steigen.

Das wirtschaftliche Problem liegt einfach darin, dass bei den gesparten Energiekosten derzeit noch eine doppelte bis dreifache Mieterhöhung gegenüberstehen müsste. So reduzieren sich bei einer 100-qm-Wohnung zwar die Jahreswärmekosten durch Modernisierungsinvestitionen um rund 800 Euro, jedoch muss die Jahreskaltmiete je nach Sanierungsaufwand um 1.000 bis 2.000 Euro steigen. Darüber hinaus können Energiesparmaßnahmen lt. IW überhaupt nur dann wirtschaftlich umgesetzt werden, wenn sie mit der normalen Sanierung kombiniert werden. Bei durchschnittlichen Sanierungszyklen von 30 bis 40 Jahren dauert dies entsprechend lange.

Damit der Klimaschutz im Gebäudesektor auf die Beine kommt, muss der Staat nach Ansicht des IW seine Förderung überdenken und auch das Mietrecht modernisieren. Aus Sicht von "Der Immobilienbrief" reicht das nicht. Gerade geringer verdienende Bevölkerungs-Gruppen, deren Wohnumfeld mit den geringsten Kosten die höchsten Effekte verspricht, müssen entweder über Sozialleistungen oder über Reallohnsteigerungen überhaupt erst in die Lage versetzt werden, 100 und mehr Euro im Monat Mehrmiete zu verkraften. Im Moment geht das nicht. Deshalb bleiben alle Überlegungen erstmal nur Theorie.

Quelle: DIB, Nr. 167, 30.05.2008