Rezession drückt Büro-Nachfrage

Die Wirtschaftskrise macht sich auch auf dem deutschen Büroimmobilienmarkt bemerkbar. Dies zeigt der Büroimmobilienbedarfsindex (BIBIX) des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW), der die Entwicklung der Nachfrage nach Büroraum anhand der Arbeitslosenzahlen sowie der offenen Stellen für Bürokräfte ermittelt. Der Index gab von Juni 2008 bis April 2009 von 158,3 auf 140,7 Indexpunkte nach.

Während Köln und Berlin aber nur geringe Einbrüche hatten, fielen in den Finanzzentren Frankfurt und in Düsseldorf die Werte dagegen um 28 bzw. 27 Indexpunkte. In Berlin haben viele öffentliche Verwaltungseinrichtungen ihren Sitz. Die Zahl der Arbeitsplätze in diesen Institutionen hängt deutlich weniger stark vom Verlauf der Konjunktur ab als die in der Privatwirtschaft. Generell dürfte die aktuelle Rezession aber dem BIBIX künftig noch stärker ihren Stempel aufdrücken. Die Talsohle für Frankfurt und viele andere deutsche Städte sei vorläufig wohl kaum erreicht.

Die volkswirtschaftliche Bedeutung des Büromarktes schätzt das IW als hoch ein. Insgesamt gäbe es in Deutschland mehr als 310 Mio. qm Büroflächen im Wert von schätzungsweise 500 Mrd. Euro. Allein Versicherungen und offene Immobilienfonds hätten Ende 2008 knapp 87 Mrd. Euro in Gebäuden angelegt. Im gesamten Bürosektor wurden zwischen 2004 und 2008 insgesamt 304 000 neue sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze geschaffen. Die Vermutung, der Bedarf an Büroflächen würde wachsen, weil die Beschäftigten immer höhere Ansprüche an die Größe ihres Büros stellen, lässt sich lt. IW nicht bestätigen. Trotz Großzügigkeit in den Finanzmetropolen sei der Pro-Kopf-Durchschnitt – inklusive Tagungsräumen und Fluren seit einigen Jahren mit etwa 23 qm relativ konstant geblieben. In der Regel hinke der Bürobedarf der Entwicklung der Mitarbeiterzahlen eine Zeit lang hinterher. So würden die Unternehmen je nachdem zunächst Büros doppelt belegen oder leer stehen lassen, ehe sie neue Mietverträge abschließen oder alte kündigen.

Auch der ZIA Zentraler Immobilien Ausschuss e.V. sieht Probleme auf die Branche zukommen. Der "Bericht über die Wohnungs- und Immobilienwirtschaft in Deutschland" (siehe nächster Artikel) der Bundesregierung beschönige nach Ansicht des ZIA die wirtschaftliche Lage. Zwar sei es richtig, dass die Immobilienmärkte derzeit eine relative Stabilität aufweisen. Der Bericht verkenne aber, dass sich insbesondere für die gewerbliche Immobilienwirtschaft das volle Ausmaß der Krise erst in einigen Monaten zeigen werde, wenn es wegen der wirtschaftlichen Situation der Mieter zu Mietausfällen käme und sich, worauf die Bundeskanzlerin zu Recht hingewiesen hat, die Finanzierungssituation noch einmal verschärfe. Schon jetzt leide die Branche erheblich unter Abwertungen ihrer Bestände, die Neu- und Anschlussfinanzierungen erheblich erschwerten. Seit Monaten seien größere Darlehen kaum oder nur unter schlechten Konditionen zu erhalten. Anzeichen, dass sich die Situation noch in diesem Jahr ändern könnte, sieht der ZIA nicht. Eher das Gegenteil sei der Fall meint ZIA-GF Axel von Goldbeck.

gi24/DIB, Nr. 194

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*