Immobilien- und Wohnungswirtschaft: Die Regierung lobt, Verbände tadeln die Regierung

Von Werner Rohmert. Die Bundesregierung legte am 3. Juni ihren ersten Bericht über die Immobilien- und Wohnungswirtschaft vor. Wolfgang Tiefensee hat besonders ausländische Investoren auf der Watchlist. Sie hätten 1 Mio. Wohnungen gekauft und stünden unter Beobachtung der Regierung. Anerkannt wird, dass die Immobilienwirtschaft einen erheblichen Beitrag für die Volkswirtschaft leistet. Auch in der Finanzkrise bliebe der deutsche Wohnungs- und Immobilienmarkt ein stabilisierender Faktor. Das läge insbesondere an den in Deutschland üblichen sicheren und langfristig ausgerichteten Finanzierungsinstrumenten, wie z.B. Festzinshypotheken und Bausparen. Da könnte er aber etwas nicht verstanden haben. Die Haftung spielt eine wichtige Rolle.

Es habe in den vergangenen Jahren keine spekulativen Übertreibungen und keine Immobilienpreisblasen gegeben. In den USA sei der Immobiliensektor Auslöser der Krise, in Deutschland sei die Branche ein wichtiger Stabilitätsfaktor. Die Wohnungsversorgung in Deutschland sei gut. Die Bundesregierung habe gezielte Maßnahmen für die energetische und die altersgerechte Anpassung von Wohnungen und Häusern geschaffen. Im Auge behalten müsse man aber den Neubau in Deutschland. Er bewege sich an der Untergrenze des nachhaltigen Bedarfs.

Die Immobilienverbände IVD und ZIA Zentrale Immobilien Ausschuss übten, fast schon traditionell, Kritik am Bericht der Bundesregierung. Entspannung der Wohnungsmärkte, wie es in dem Papier heißt, könne nicht die Rede sein. Vielmehr seien infolge einer sinkenden Zahl an Baufertigstellungen bei steigenden Haushaltszahlen steigende Mieten in allen Marktsegmenten zu verzeichnen, erklärt der IVD. Der Verband fordert daher steuerpolitische Anreize zum Ankurbeln der Neubautätigkeit.

Fazit: Welch intellektueller Hintergrund muss bei einem Maklerverband wie dem IVD herrschen, wenn nach 15-jähriger Mietflaute zu Lasten der Investoren und Vermieter eine kleine Erholungschance, von der auch die Makler profitieren, schon wieder zur Forderung nach gefördertem Neubau genutzt wird, der wieder den Wettbewerb verzerren und Rückkehr der Mieten auf rentables Reproduktionsniveau verhindern würde.

gi24/DIB, Nr. 194

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