Der globale Wirtschaftsabschwung trifft auch die europäischen Logistikimmobilienmärkte. Nach einer jahrelangen robusten Nachfrage schwächte sich 2008 das Interesse an Industrie- und Logistikflächen ab. 2009 soll die Nachfrage weiter zurückgehen. Gleichzeitig würden weniger Flächen neu gebaut, während das Angebot von Bestandsimmobilien stark anwachsen würde. Das ist das Ergebnis der soeben erschienenen Studie „European Industrial Property Markets 2009“ des Immobiliendienstleisters King Sturge.
Laut der Studie gibt es gegenwärtig im Umfeld der Städte Berlin, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hamburg und München etwa 10,8 Millionen Quadratmeter Lagerfläche. Hamburg ist mit etwa drei Millionen Quadratmetern der Spitzenreiter in Deutschland.
„Die Korrektur der Marktpreise wird in den meisten europäischen Ländern auch dieses Jahr anhalten“,
prognostiziert Sascha Hettrich, Managing Partner von King Sturge Deutschland. „Aber angesichts der gestiegenen Renditen besitzen erstklassige Industrie- und Logistikimmobilien in ausgesuchten Märkten bereits jetzt wieder gute Chancen. Entscheidend ist, dass Finanz- und Kreditmärkte sich wieder normalisieren.“ So seien aufgrund der abnehmenden Transaktionen beispielsweise in Frankfurt die Renditen für große Lagerflächen ab 5.000 Quadratmeter auf 7,5 Prozent gestiegen. Dies stelle im Vergleich zum ersten Quartal 2008 eine Verschiebung um 60 Basispunkte da.
„Für dieses Jahr erwarten wir einen weiteren Anstieg der Renditen, da die Korrektur der Marktpreise anhält“, so Hettrich.
Laut King Sturge ist der deutsche Logistikmarkt im internationalen Vergleich sehr gut aufgestellt. Dem World Bank Logistics Performance Index (LPI) 2007 zufolge belegt Deutschland im weltweiten Ranking den dritten Platz. Verantwortlich für die gute Position im Logistiksektor ist zum einen die geografische Lage des Landes als Drehscheibe zu den Märkten im Osten, insbesondere zu den neuen EU-Mitgliedsstaaten. Zum anderen verfügt Deutschland über eine sehr gut ausgebaute, moderne und flächendeckende Infrastruktur.
„Als größte europäische Volkswirtschaft und weltweit führende Exportnation ist Deutschland zwar hart von der Wirtschaftskrise getroffen, die Fundamentaldaten sind aber nach wie vor in Ordnung“, sagt Hettrich. Der weitere Ausbau der im europäischen Vergleich ohnehin exzellenten Infrastruktur sei ein Beleg dafür, dass der Logistikmarkt in Deutschland mittelfristig weiter an Bedeutung gewinne. Wichtige Infrastrukturprojekte sind die Expansion des Hamburger Hafens, die Entwicklung des Container-Terminals JadeWeserPort, der Bau des Flughafens Berlin-Brandenburg International (BBI) sowie die Erlaubnis zum Bau einer neuen Landebahn des Frankfurter Flughafens. In Ostdeutschland stellt neben Berlin die Region um den Leipziger Flughafen ein wichtiges Logistikzentrum dar. DHL hat sein europäisches Drehkreuz für Luftfracht im vergangenen Jahr hierher verlegt.
Laut der King Sturge-Studie ist London der teuerste Logistikflächenstandort Europas. Im ersten Quartal 2009 beträgt hier die Spitzenmiete in erstklassigen Lagen für hochwertige Gebäude mit einer Fläche unter 5.000 Quadratmeter 161 €/m²/Jahr. Es folgen Oslo mit 144 €/m²/Jahr, Dublin mit 130 €/m²/Jahr, Moskau mit 120 €/m²/Jahr, Paris mit 110 €/m²/Jahr und Madrid (102 €/m²/Jahr). Die Mietpreise für vergleichbare Lagerflächen in der Region Amsterdam und Helsinki liegen bei 95 €/m²/Jahr. Frankfurt am Main bewegt sich mit 72 €/m²/Jahr im oberen Mittelfeld der Mietpreise von Logistikimmobilien. Diese Position teilt sich die Stadt mit Warschau, Zagreb, Belgrad und Sofia.
King Sturge erwartet, dass wichtige Logistikstandorte wie Containerhäfen, Fracht-Flughäfen und günstig gelegene Verkehrsdrehkreuze von einer wirtschaftlichen Erholung und dem hieraus resultierenden Wachstum des Frachtvolumens profitieren werden. Die Nachfrage nach modernen Lagerhäusern im Umfeld dieser strategischen Knotenpunkte werde steigen. Momentan werde aufgrund der globalen Finanzkrise die Nachfrage nach Logistikimmobilien überwiegend durch „Restrukturierungen“ in Form von Fusionen, Übernahmen und Firmenumzügen generiert statt durch Wachstum. Eigentümer und Entwickler reagieren auf das größere Angebot flexibel mit Incentives. Einzelne Firmen wie große Lebensmittelketten und Discounter würden aber trotz Krise große Lagerflächen sogar noch stärker nachfragen.
„Ohne Frage sind die heutigen Zeiten turbulent“, so Hettrich. „Doch angesichts der fortschreitenden Globalisierung werden die Fundamente des Logistiksektors nicht verschwinden. Eine gute logistische Infrastruktur ist schließlich ein strategischer Wettbewerbsvorteil. Insofern sind die mittel- bis langfristigen Aussichten auf den europäischen Logistikimmobilienmärkten für Investoren mit ausreichend Eigenkapital gut.“
gi24/King Sturge
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