Münchens Wohnimmobilien: Krise? –Welche Krise?

Von Thomas Döbel. Während die Preise auf den meisten Immobilienmärkten der Welt nur eine Richtung kennen, nämlich Süden, sieht es bei Wohnimmobilien in München ganz anders aus. Deren Preise zeigen sich nicht nur krisenresistent. Nach jüngsten Umfrageergebnissen des Maklerverbands IVD zur Jahresmitte 2009 ziehen die Preise für Häuser, Wohnungen und Baugrund in München im Durchschnitt gegen den Trend sogar immer noch an. Insbesondere Doppelhaushälften, deren Preise um 5,2 Prozent gegenüber Vorjahr auf durchschnittlich 610 000 € stiegen, kosten nun deutlich mehr als zur Jahresmitte 2008. Der Durchschnittspreis für Reihenmittelhäuser lag bei 465 000 Euro um 2,2 Prozent über Vorjahr und geht damit weiter auf die Halbe-Million-Marke zu. Einzeln stehende Einfamilienhäuser mit gutem Wohnwert sind für durchschnittlich 750 000 € zu haben, ebenfalls 3,4 Prozent teurer als ein Jahr zuvor. In sehr guter Wohnlage können Verkäufer in München auch siebenstellige Summen verlangen.

Steigende Preise auch bei den Eigentumswohnungen, die sich um durchschnittlich 3% auf 2 750 Euro bei Bestandsobjekten mit gutem Wohnwert erhöhten. Im einzelnen betragen die Quadratmeterpreise bei Bestandsobjekten je nach Wohnwert zwischen 1 700 bis hin zu 3 800 Euro. Neubauwohnungen mit gutem Wohnwert kosten durchschnittlich 3 750 Euro und in besten Lagen im Schnitt rund 5 000 Euro pro Quadratmeter.

Hauptgrund für die im Deutschlandvergleich „astronomischen Preise“ sind weiterhin die hohen Grundstückskosten in Bayerns Landeshauptstadt. Die Preise von Baugrund für neue Einfamilienhäuser erreichen laut IVD in guter Wohnlage von München mit durchschnittlich 690 Euro pro Quadratmeter einen Rekordwert. Bei Baugrund für den Geschossbau liegt der durchschnittliche Quadratmeterpreis in guter Wohnlage sogar bei 1 150 Euro.

Fazit: Die weltweite Immobilienkrise macht um München zwar keinen Bogen (s. „Der Immobilienbrief Nr. 196“ v. 17.07.09, S. 13 „Deutliche Umsatzrückgänge am Münchner Immobilienmarkt im 1. Halbjahr 2009“). Dies zeigt die angespannte Marktsituation bei den Büro- und Gewerbeflächen. Und auch bayernweit sind die Preise für Häuser und Wohnungen innerhalb eines Jahres laut IVD gesunken. – Nur nach Münchner Wohnimmobilien besteht weiterhin eine ungebrochen starke Nachfrage, die die Preise treibt.

Klar, dies liegt zum einem am Trend, in unsicheren Zeiten spekulative Anlagen wie Aktien, Anleihen und auch Festgelder durch Investments in Sachwerte wie Immobilien zu ersetzen. Und da ist München als tradi¬tioneller Boom-Markt in Deutschland, aber nie so überhitzt wie der in anderen attraktiven europäischen Standorten, seit vielen Jahren eine starke Alternative. Die große Wirtschaftskraft mit immer noch vorhandener „Krisen-Resistenz“, die Bedeutung Münchens als Hochschulstandort mit Elite-Uni und nicht zuletzt ein hoher Freizeitwert sorgen seit Jahren für kräftige Nachfrage nach Wohnungen durch „Neu-Münchner“ bei anhaltender Wohnungsknappheit. Hinzu kommen Trends wie der älterer Menschen zurück in die Stadt, die stärkere Bedeutung von Single-Haushalten und das Aufspringen der Käufer auf den fahrenden Zug. Die Käufer setzen auf die langfristige Erfahrung, nach der in München Werthaltigkeit und die Preisspirale nach oben langfristig nie unterbrochen waren.

Zumal alle Experten für die Zukunft – und erst recht nach der Krise – weitere Preisanstiege erwarten. Immerhin wurden statt der angepeilten 14 000 neuen Wohnungen in den vergangenen beiden Jahren nur 8 700 gebaut. Und dies bei gleichzeitig steigender Einwohnerzahl um 33 500, Tendenz steigend. Nach einer Studie des Pestel-Instituts aus Frühjahr 2009 ist für München eine Steigerung der Einwohnerzahl um über 10 Prozent bis 2025 zu erwarten. Allein hieraus ergebe sich nach Schätzungen des Forschungsinstituts ein zusätzlicher Bedarf von 40 000 Wohnungen in der Stadt.

Gute Nachrichten für Investoren und deren Renditeaussichten bietet auch die Prognose des Haus- und Grundbesitzervereins. Die lautet auf 30% Mietsteigerung zwischen 2007 und 2011. Denn angesichts der Wohnungsknappheit in München werden zunehmend alte Mietwohnungen saniert und zu höheren Mietpreisen angeboten. Verantwortlich dafür ist auch die Finanzkrise. Die Immobilie ist wieder gefragt, weil viele Eigentümer nun den Ärger mit Behörden, Handwerkern oder Mietern als kleineres Übel ansehen im Vergleich zum möglichen Totalverlust an der Börse oder von notleidenden Schiffsbeteiligungen. (gi24/DIB, Nr. 199)

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