PLATOWFORUM: Schwierige Zeiten, aber gute Chancen für Geschlossene Fonds – für die Überlebenden natürlich nur!

Von Werner Rohmert

Ein klares Bild von der Fondsszene ist derzeit schwer zu bekommen. Vertriebsflaute, Beruhigung bei Schiffschartern, Finanzierungsstop und schwierige Produktbeschaffung machen den Unternehmen zu schaffen. Insider machten kein Hehl daraus, dass wohl nicht alle Initiatoren die Krise überstehen werden. Rund 120 Gäste, Initiatoren und Vertriebe, diskutierten vorletzte Woche auf dem Platow Forum „Geschlossene Fonds 2009“ im Frankfurter Städelmuseum den Zwiespalt zwischen aktueller Verunsicherung im Gefolge der Finanzkrise und den aber auch daraus resultierenden positiven Perspektiven für seriöse Sachwertanlagen.

Friedrich Wilhelm Patt, Chef der Hannover Leasing, brachte es in der Diskussion auf den Punkt. Das laufende Jahr könne man wohl abschreiben, aber bereits im kommenden Jahr würde der Sachwert orientierte Fonds eine Renaissance erleben. Allerdings bliebe das kommende Jahr schwierig, da fondsfähige Produkte wie z. B. gut vermietete Core-Immobilien einen möglichen Preisverfall nicht mitmachen würden. Aus Sicht des Moderators Werner Rohmert könnte aber auch das kommende Jahr eher ruhig bleiben. Einbrechende Konjunktur mit Mieterpleiten, Verwerfungen um Initiatoren, Ladenhüter im Vertrieb und unvermeidliche kritische Presse dürften den Vertrieb nicht gerade ankurbeln. Das Vertriebsloch ermuntert refinanzierende Banken und Initiatoren nicht, auf Vorrat Projekte zu erwerben.

Gleichzeitig blieb festzustellen, dass gerade Analysten und Journalisten, die auch von der Szene leben, sich immer noch in grundsätzlichen Sinnfragen des geschlossenen Fonds ergehen und Initiatoren oft mit einer generalisierenden Abzockervermutung belegen, die im Einzelfall vom Initiator zu widerlegen ist. Prospektierungsfetischismus und Leistungsbilanzformatierung mit Formularvorgabe lenken sowohl Analysten wie auch Verband und Initiator davon ab klarzustellen, dass der Geschlossene Fonds die transparenteste, steuerehrlichste und am besten prospektierte Kapitalanlage überhaupt ist. IPO’s lassen im Informations-Vergleich an die Kinderschuhe der Fondsprospektierung denken.

VGF-Verbandvorstand Torsten Teichert gab einen Einblick in die Schiffsszene. 90% des Welthandels erfolgen mit Seeschiffen. Ein modernes 10 000 TEU-Schiff (10 000 Container) transportiert soviel wie 1 000 B 747, 5 000 LKW oder 120 Züge. Der Energieverbrauch klafft pro Container-Kilometer dramatisch auseinander. In den letzen 10 Jahren gab es durchschnittlich 6,5% Rendite für den Anleger. Allerdings ist der Charter-Markt hoch volatil. Z.Z. gibt es einen Rückgang der Charterraten und Frachtraten. Der Markt ist vollständig transparent. Insgesamt gerade einmal 4 375 Container-Schiffe gibt es. Davon haben nur 607 Schiffe mehr als 5 000 TEU. Obwohl Teichert auf Nachfrage bei schwacher Eigenkapitalausstattung mancher Initiatoren mit Verwerfungen im Fondsmarkt rechnet, sind die langfristigen Perspektiven für die Schifffahrt bei weiterem Wachstum des Welthandels und Modernisierungsnotwendigkeiten gut. Manchen Werften wurde die Hälfte der Aufträge gekündigt. Ob alle Bestellungen finanziert werden können, ist fraglich. Finanzierungen von Neubauten werden unmöglich. Das entlastet das Orderbuch (bestellte Schiffe), das derzeit mit 6,8 Mio. TEU über 60% der insgesamt bestehenden Kapazitäten enthält.

Fazit: Was ist Geld? Geld ist mit Vertrauen bedrucktes Papier – so die Platow-Moderation. Was bleibt, wenn das Vertrauen in Volkswirtschaft und Systemstabilität weg ist? Papier! 50 Jahre D-Mark und Euro hatten uns in Sicherheit gewiegt. In den letzten Wochen dürften sich aber einige, in den letzten 15 Jahren gebeutelte Immobilienanleger mit Blick auf ihre Immobilien eher beruhigt gefühlt haben. Eine Altersvorsorge ist auf Grundbüchern und Sachwerten nun einmal besser aufgebaut als auf Wettscheinen. Allerdings müssen auch die Fondsprodukte wieder einfacher werden, die oft nur noch vom Konzeptionsteam verstanden werden. Der Anleger möchte wieder sichtbare Assets mit Entwicklungsperspektiven und einfachen Eigentumskonstruktionen.

Dachfonds, Blind Pools und komplexe Konstruktionen, an denen sich nur noch Fetischisten internationalen Steuerrechts und intelligente Jungbanker ausleben, sind nach Vertriebsansicht out. Die Fallierbarkeit komplexer Konstruktionen wurden seit den Bauherrenmodellen, DAL-Fonds der 70er Jahre, manchen Steuerfonds und auch Medienfonds immer wieder belegt. Problematisch wird es allerdings dann, wenn die Erholung der Fondsszene aus der Finanzkrise direkt in Störungen aus den ersten Telekom- und Konzernfonds, deren Mietverträge zu Beginn der kommenden Dekade auslaufen, mündet. Auch Analysten sollten lernen, dass ein „Mietvertrag mit Wetterschutz“ nicht automatische eine gute Immobilie ist und dass eine Initiatoren-Leistungsbilanz in der ersten Mietvertragsperiode nicht aussagefähig ist. Für die Immobilie heißt das: Back to the Roots klassischer Immobilienbeurteilung.

Quelle: DIB, Nr. 179

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