Factory Outet Center: Die Pipeline ist noch gut gefüllt

Von Ruth Vierbuchen

Was haben Factory Outlet Center (FOC) und Deutschlands Einkaufsstraßen gemeinsam? Bekleidungsanbieter sind hier wie dort die Hauptfrequenzbringer. Nach der jüngsten Studie des Instituts für Gewerbezentren Prof. Dr. Falk aus Starnberg ist der Bereich Bekleidung in 139 untersuchten europäischen Factory-Outlet-Centern mit immerhin 53% die dominierende Sortimentsgruppe. Auf Freizeit und Gastronomie entfallen 8,9%, auf Schuhe 7,2% und auf Sportartikel und Sportbekleidung 5,9%.

Wenig differenziert ist dagegen die zweitstärkste Warengruppe: 18,2% entfallen auf Sonstige Warengruppen. Wie international das Geschäft der FOC heute ist, lässt sich an der Liste der Mieter ablesen, die das Institut für Gewerbezentren nach Analyse europäischer FOC immer wieder gefunden hat: Dazu gehören Nike, Puma, Adidas, Reebok, Levi Strauss, Dockers, Mexx , Benetton, Julian Graves, Mango, Calvin Klein, Claire’s, Whittard of Chelsea, Pepe Jeans und Mountain Warehouse, Cotton Traders, Tommy Hilfiger und Timberland – Namen, die sich auch in den Top-Einkaufsstraßen finden. Grundlage für das Geschäftsmodell Factory-Outlet-Center ist der „Smart Shopper“, der kluge Konsument, der ein ausgeprägtes Preis-/Qualitätsbewusstsein hat, d.h., er sucht Wege, Markenware zum günstigen Preis zu erstehen. Die aktuell schwierige Wirtschaftslage könnte den Trend noch beflügeln. Deshalb ist es für den Erfolg eines FOC sehr wichtig, dass „räumlich konzentriert, ein umfassendes Sortiment hochwertiger Markenartikel“ angeboten wird, so das Starnberger Institut. Anders als Shopping-Center, brauchen FOC deshalb keinen ausgesprochenen Magnetbetrieb.

Diese Funktion übernehmen die Ansammlung von Markenartikelherstellern mit hoher Bekanntheit sowie der attraktive Branchenmix. Im Schnitt bietet ein typisches Center 66 Anbieter. Gleich ist aber wieder die Strategie, wenn es darum geht, die Kunden zum Verweilen zu animieren.

Dafür setzen FOC ebenfalls auf gastronomische Einrichtungen wie Restaurants, Cafés oder Food-Courts, aber auch auf Spielplätze, Kinderbetreuungseinrichtungen und Touristik-/Informationsbüros, um außerdem neue Zielgruppen zu gewinnen.

Mit Blick auf das laufende Jahr erwartet das Institut für Gewerbeimmobilien in Europa eine markante Ausweitung dieser Fabrik-Verkaufs-Zentren, deren Zahl sich von nur 7 Objekten 1992 auf 160 im Vorjahr erhöht hat. 2009 dürfte die Zahl nach Schätzung des Instituts auf 180 steigen, wobei die regionalen Schwerpunkte sehr unterschiedlich sind. In Großbritannien, dem Mutterland des europäischen FOC mit 37 Zentren, wo sich die Einzugsgebiete einzelner Objekte bereits überschneiden, sind die Expansionsmöglichkeiten begrenzt. Schon heute führen die Briten mit Abstand die europäische FOC-Liste an: Die 612 000 qm auf der Insel entsprechen 21% der europäischen Center-Fläche.

Es verwundert auch nicht, dass die beiden größten FOC Managementgesellschaften Europas, McArthurGlen und Value Retail Management, aus Großbritannien kommen, die Nummer drei, NEINVER, kommt aus Spanien. Besonders expansiv war in den vergangenen Jahren die Entwicklung in Italien. Hier erhöhte sich die Zahl der Center von nur 2 im Jahr 2000 auf heute 19, wobei das Institut für Gewerbezentren Objekte ab 4 000 qm Fläche in die Erfassung einbezieht. Regionaler Schwerpunkt war Norditalien.

Einen Outlet-Center-Boom verzeichnet seit 2000 auch die Türkei. Hier wurden 15 neue Objekte entwickelt. Die Analyse der geplanten Outlet- Center zeigt zudem, dass deren Bedeutung noch zunehmen wird. Das gilt vor allem für Italien mit 8 geplanten Objekten, für Polen mit 5 geplanten Centern, Russland mit 9, Deutschland mit immerhin 11 geplanten Objekten, Frankreich mit 8, Rumänien mit 3 und die Ukraine mit 4: „Nach Süd-Europa steht jetzt auch Osteuropa auf der Expansionsliste der Entwickler“, stellt das Institut fest. Vergleichsweise gering ist die Ausstattung immer noch in Polen, Deutschland, Griechenland und Rumänien. Angesichts der Finanzkrise ist es bei den Objekten, die sich noch in der Planungsphase befinden, aber durchaus möglich, dass sich die Realisierung noch etwas verschiebt. Entwickelt haben sich die heutigen Factory-Outlet-Center aus stillgelegten Fabrikgebäuden, in denen sich die Markenhersteller mit ihren Outlets zusammengeschlossen hatten.

Weiter verbreitet ist heute jedoch der geschlossene Center-Mall-Typ, vergleichbar den geschlossenen Shopping-Centern, sowie der Village-Stil, der die Szene heute mit einem Anteil von 42% dominiert. Hier sind die Outlets, wie der Name schon sagt, in Einzelhäusern untergebracht, die in Form eines Dorfes oder einer Einkaufsstraße angeordnet sind. Mit einem Anteil von 38% hat sich der geschlossene Center- Mall-Typ auf Rang zwei durchgesetzt.

HIR, Nr. 39

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