MIPIM Awards 2009: Es war schon immer etwas teurer, einen besonderen Geschmack zu haben

Von Dr. Gudrun Escher. Was für Düsseldorf die Gehry-Häuser sind für Köln die Kranhäuser am Rheinauhafen: Neuzeitliches Symbol der Stadt, mit oder ohne Domtürme darstellbar, und jetzt auch noch mit dem MIPIM Award 2009 in der Kategorie Bürohäuser dekoriert.

Die Projektentwicklung von Development Partner AG, die am Rheinauhafen bereits mit dem Appartementhaus "Siebengebirge" Erfolge verbuchen konnten, umfasst insgesamt drei Gebäude, deren Obergeschosse wie Kranausleger weit über die Hafenkante hinausragen. Dabei stützen sie sich auf den Turm der Untergeschosse und einen freistehenden, transparenten Treppenhaus- und Aufzugsschacht. Das erste ist fertig und voll vermietet, das zweite wird bezogen und das dritte, vorgesehen für reine Wohnnutzung, ist im Bau. Spiritus Rector dieser Idee war Hadi Teherani aus dem Architekturbüro BRT in Hamburg. Für die dortige Europapassage (Entwickler Allianz Immobilien mit HSH Nordbank) konnte das Büro bereits 2007 einen Award erringen, als es noch die Kategorie Shopping Center gab. Die ist seit vergangenem Jahr durch "Green Building" ersetzt. Bei den Bürogebäuden hatten weder der noble Angerhof in München (Eigentümer Wöhr + Baur, Linde Gruppe und Ocui) noch das Schwindel erregende Hochhaus des World Financial Center in Shanghai (wer kann heutigen Tags schon ein Finanzzentrum loben?) eine Chance.

Ähnlich spektakulär sind die Hügelhäuser in Kopenhagen auf einem zehngeschossigen, abgetreppten Parkhaus (für Hopfner, Danish Oil Company) – Gewinner der Sparte Wohnen gegen die "Quartis Les Halles" am Düsseldorfer Hbf (Interboden) und Highbury Square, London. Dieses Wohnquartier um einen zentralen Garten ehrte die Jury in Cannes mit dem Special Award für die pfiffige Idee, ein brach liegendes Fußballstadion umzunutzen.

Bei den erneuerten Bürogebäuden obsiegte die romantische Vorstellung, in den umgenutzten Pferdeställen der königlichen Jagd vor den Toren Brüssels arbeiten zu dürfen, zumal dies eine der seltenen Gelegenheiten ist, in einem Baudenkmal eine Büroeinrichtung auf aktuellem technischem Stand zu finden. Schade, denn das Las Palmas auf der Hafeninsel Koop van Zuid in Rotterdam (Entwickler OVG Projectontwikkeling BV, Eigentümer Union Investment Real Estate, Architekten Benthem Crouwel) hätte es ebenso verdient, beachtet zu werden. Immerhin wurde hier eine x-beliebige Lagerhalle zu Büros umgenutzt und mit einem ovalen Aufsatz bekrönt.

Bei der "grünen" Qualifikation müssen die Messebesucher, die mit ihrer Stimme aus je drei Nominierten den Preisträger auswählen, etwas falsch verstanden haben. Sie zeichneten in der Kategorie Hotels die Ferienhausanlage Phoenix Island Villas Conco in Südkorea aus – die liegen hübsch flach unter Grasdächern in der Landschaft – und in der Katergorie Green Building nicht etwa die BREEAM-verdächtigen Wohn- und Büroobjekte in Manchester bzw. Dublin, sondern das Center for Sustainable Energy in Ningbo, China, das die dortige Universität mit der Universität Nottingham entwickelte, um Techniken der nachhaltigen Energiegewinnung zu erforschen und zu vermitteln. Im Übrigen ist das Forschungszentrum noch nicht einmal fertig gestellt.

Insgesamt geben die MIPIM Awards 2009 keine Antworten auf die Fragen der Zeit: Alle Objekte erfordern hohen finanziellen wie technologischen Aufwand, ihre nachhaltige Nutzbarkeit und Ressourcenverträglichkeit ist in keiner Weise bewiesen noch überhaupt angesprochen.

gi24/DIB, Nr. 188

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