Nachfrage nach Top-Läden zeigt keine Schwächetendenz

Von Ruth Vierbuchen, Chefredakteurin „Handelsimmobilien Report“

Der Wettbewerb unter den Handelsketten um die wenigen verfügbaren Einzelhandelsstandorte in deutschen Innenstädten ist unverändert intensiv. Am größten war die Nachfrage des Textil-, Buch- und Schuheinzelhandels .Dabei zeigten sich besonders die Anbieter von Young Fashion expansiv. Diese Gruppe fragte fast ein Fünftel der Mietfläche nach. Das sind die Ergebnisse der regelmäßigen Marktanalysen, die Kemper’s Jones Lang LaSalle für das erste Halbjahr 2008 vorgelegt hat. Grundlage der repräsentativen Studie sind eigene Recherchen und die Vermietungsmeldungen der Immobilien-Fachtitel – daraus ergibt sich eine Stichprobe von 250 Vermietungen aller Maklerhäuser mit einer vermittelten Fläche von insgesamt 100.000 qm.

Die gute Konjunktur auf dem Vermietungsmarkt hat aus Sicht des Immobilienunternehmens dafür gesorgt, dass die Mietvertragsabschlüsse im zweiten Quartal sogar nochmals gestiegen sind. Denn 56% aller Abschlüsse des ersten Halbjahres wurden im zweiten Quartal abgeschlossen. Gerhard K. Kemper, Geschäftsführer von Kemper’s-JLL rechnet auch im weiteren Verlauf des Jahres 2008 mit einem florierenden deutschen Vermietungsmarkt:

„Erfolgreiche und bonitätsstarke Einzelhandelskonzepte treiben ihre Expansion voran und konzentrieren sich auf erstklassige Einkaufsstraßen“,

so Kemper.

Nach Erkenntnis des Düsseldorfer Maklerunternehmens Comfort expandieren vor allem die vertikalen Anbieter, die von der Herstellung bis zum Verkauf alles selbst machen und die deshalb größere Spannen erzielen und somit höhere Mieten zahlen können. Wie hart der Wettbewerb um gute Lagen ist, lässt sich schon daran ablesen, dass nach Beobachtung von CB Richard Ellis auch hierzulande Key Money gezahlt wird.

Besonders begehrt sind laut Kemper’s JLL Verkaufsflächen bis 500 qm Größe, auf die sich 75% der Nachfrage konzentriert – und aus dieser Gruppe entfielen 40% auf Geschäftsgrößen zwischen 100 und 250 qm. Großflächen mit mehr als 1.000 qm machten 10% der Abschlüsse aus.

Über einen längeren Zeitraum betrachtet, zeigt sich jedoch, dass die Ansprüche der Filialisten an die Geschäftsgröße kontinuierlich gestiegen sind und weiter steigen werden, wie das Essener Maklerunternehmen Brockhoff & Partner beobachtet hat:

„Noch vor wenigen Jahren suchten wir für unseren Kunden Douglas nach Ladenlokalen von bis zu 100 qmFläche. Heute benötigt Douglas mindestens 200 qm, und in ganz besonderen Lagen wie auf der Frankfurter Zeil dürfen es auch schon einmal 3.000 qm sein“,

weiß Bert Pfeffer, Bereichsleiter Einzelhandelsimmobilien bei Brockhoff & Partner.

Auch die Vollsortiment-Buchhandlungen wie Hugendubel oder Mayersche, die in den Top-Lagen der Innenstädte immer beliebter werden, kommen laut Pfeffer heute auf Flächen von 5.000 qm. Zum Vergleich: Vor gut 20 Jahren war das die Fläche eines mittleren Kaufhauses. Allerdings sind solche Flächen in den Innenstädten eher knapp.

Aber als das innerstädtische Top-Sortiment gilt immer noch der Textil-Bereich. Laut Kemper’s JLL haben Einzelhändler für Damen- und Herrenoberbekleidung sowie junge Mode im ersten Halbjahr 35% der untersuchten Mietflächen gemietet. Allein auf junge Mode entfielen – wie bereits erwähnt – knapp 20% der Abschlüsse. Auch die Schuhbranche zeigt sich expansiv. Sie stellte mit einem Anteil von 10% die zweitgrößte Gruppe, vor Buchhandlungen und Telekommunikation (je 8%) und Accessoires (7%).

Quelle: HIR, Nr. 27, 01.08.2008

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